Lobende Erwähnungen der Jury

„Zur Überraschung der Jury fanden sich unter den 184 Einreichungen zum Elfriede‐Mejchar‐Preis neun Einreichungen von Fotografinnen und Fotografen unter 26 Jahren, mehrheitlich von Studierenden und AbsolventInnen der HTBLVA ORTWEINSCHULE GRAZ, einer berufsbildenden höheren Schule mit einer Abteilung für Kunst & Design (ähnlich „der Graphischen“ in Wien).

Beeindruckt von der Qualität dieser Einreichungen hat sich die Jury – ganz im Geist von Elfriede Mejchar, die auch das Schaffen viel jüngerer Kolleginnen und Kollegen immer mit großem Interesse verfolgt hat – spontan dazu entschlossen, drei der jungen Talente mit lobenden Erwähnungen vor den Vorhang zu bitten!

Lea Blagojevic (*1999), Zoe Ebner (*2004) und Niklas Putz (*1997) sind daher eingeladen, im Juni 2024 bei FLUSS ‐ Niederösterreichische Initiative für Foto‐ und Medienkunst im Schloss Wolkersdorf eine Auswahl ihrer Werke gemeinsam mit den Arbeiten der Preisträgerin Lisa Rastl zu zeigen.“

Lea Blagojević

Ni na nebu ni na zemlji, 2023

Saša Stanišić beschreibt in seinem Buch Herkunft genau diesen Begriff als: „den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden.“

Wir bilden unsere individuellen Lebenswege, indem wir alle unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Diese Erfahrungen bleiben als Erinnerungen in unseren Köpfen erhalten. Insbesondere unsere Kindheitserinnerungen können in uns den bittersüßen Geschmack der Nostalgie erwecken. Schon ein Lied, ein Geruch oder ein Geschmack kann mühelos einen bestimmten Augenblick unserer Vergangenheit wiedererwecken. Für Marcel Proust war es die Madeleine, die ihn in seine Kindheit zurückversetzte; für mich sind es Narzissen, Šampita oder Domačica Kekse.

Unsere Herkunft ist Teil von uns. Ni na nebu ni na zemlji erkundet verschiedene Facetten dieses Teils und erzählt Geschichten von Identität, Nostalgie und von einem Ort, der nicht hier und nicht dort ist.

Zoe Ebner

Stillstand, 2022/2023

In Zoe Ebners Diplomarbeit Stillstand setzt sie sich mit der Archivierung der Gegenwart mittels der Photographie auseinander. Durch eine bewusste Beobachtung und Selektion ihrer vertrauten Umwelt, lässt die Photographin die Betrachter*innen Teil ihres Ichs werden. Der Fokus liegt auf dem Festhalten von nicht inszenierten Momentaufnahmen. Die Photographin hat über einen Zeitraum von einem Jahr ihre Kamera zu ihrer ständigen Begleitung gemacht, und hat immer ein offenes Auge für eventuelle Motive.

Einige der Photographien vermitteln in ihrem Dasein und ihren Motiven, sowie beim Betrachten, eine entschleunigende Wirkung. Zoe Ebner zeigt Aufnahmen von Menschen und Gegenständen oder Details, die im Alltag oft übersehen werden, da sich viele Leute keine Zeit nehmen, um ihre Umgebung genauer zu beobachten. Bei manchen Photographien ist nicht genau zu erkennen was abgebildet ist, und trotzdem strahlen die Bilder eine gewisse Ruhe aus, die durch die Farbgebung und Schärfenlegung verstärkt wird.

Niklas Putz

In Plain Sight, 2022

In seinem Werk und insbesondere der Diplomarbeit In Plain Sight setzt sich Niklas Putz mit dem Alltäglichen, dem Menschgemachten und den Möglichkeiten der digitalen Fotografie auseinander. In den Bildern wird eine neue fotografische Realität erschaffen, die sich von der Wirklichkeit distanziert und den:die Betrachter:in an den Bildern zweifeln lässt. Technisch werden die Bilder mit Hilfe einer digitalen Kamera in Kombination mit einer Fachkamera umgesetzt. Durch die Möglichkeiten der Fachkamera sind die meisten Bilder keine Einzelaufnahmen, sondern wurden aus mehreren Bildern zusammengesetzt, dadurch ergibt sich praktisch ein größeres Aufnahmeformat, das dem des analogen Mittelformat ähnelt. Durch diese Technik haben die Bilder auch eine sehr hohe Auflösung, die es erlaubt, die Bilder groß und mit hohem Detailgrad zu drucken sowie zu präsentieren, dies spielt in den fotografischen Arbeiten von Niklas Putz eine zentrale Rolle.